Berlin – Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht deutsche Politiker das Mantra von der Eurorettung um jeden Preis, aber nur gegen viel Entgegenkommen der Krisenländer in Form von Haushaltsdisziplin herunterleiern. Noch spüren die meisten Bürger nichts von den Folgen einer Eurokrise, noch sind die Kosten der Stabilitätspakte für Griechenland und Irland in den Portemonnaies der deutschen Bürger zu spüren. Weder Inflation noch Steuererhöhungen lassen die Volksseele hochkochen. Und die Abneigung der Bundesregierung gegen generelle Krisenhilfe durch Eurobonds, Transferzahlungen und Rettungsschirmaufblähungen scheinen sich weiter beruhigend aufs Volk auszuwirken.
Doch wie lange wird dieser Zustand noch anhalten? Ökonomen warnen seit langem davor, dass im Frühjahr 2011 Portugal Hilfen aus dem EU-Rettungsschirm benötigen wird. Ob anschließend auch Spanien so notleidend sein wird, dass es ohne die EU-Intensivstation nicht mehr geht, steht derzeit noch in den Sternen, selbst wenn auch hier sorgenvolle Spekulationen nicht aus den Gazetten verschwinden wollen.
Häufigstes Argument der Euro-Befürworter ist, dass Deutschland ohne den Euro so sehr aufgewertet würde, dass die heimische Exportwirtschaft zu einer rasanten Talfahrt ansetzen würde, die in einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit um etwa eine Million Arbeitnehmern ihren Höhepunkt finden würde. Ein Blick auf die Außenhandelsbilanzen mit Portugal und Griechenland lässt jedoch dieses Argument eher blass werden. So lag der Export nach Griechenland im Jahr 2009 gerade einmal bei 6,6 Milliarden Euro. Nach Portugal wurden Güter im Wert von 6,2 Milliarden Euro geliefert. Selbst mit Grönland wurde mit 8,9 Milliarden Euro wertmäßig mehr gehandelt also mit den beiden Krisenstaaten der EU. Im Handel mit Irland wurde sogar ein Importüberschuss verbucht. Wurden 2009 Waren und Dienstleistungen im Umfang von 3,65 Mrd. Euro ausgeführt, betrug die Einfuhr 13,8 Mrd. Euro. Hier hätte Deutschland sogar von einer Aufwertung profitiert, da die Preise für die importierten Güter gefallen wären.
Ohne Zweifel jedoch ist der Außenhandel mit den anderen Euro-Ländern aber sehr wichtig für Deutschland. Hier nutzte und nutzt der Euro wohl in der Tat. Dennoch stellt sich natürlich die Frage, ob eine Ausklinken von Irland, Portugal und Griechenland für diese Länder nicht mehr Vorteile als Nachteile bieten würde. Könnten sie ihre Währungen abwerten, wären sie in der Lage, billiger ihre Waren ins EU-Ausland zu verkaufen und so wieder etwas Wirtschaftswachstum zu generieren. Gerade das aber wollen die EU-Regierungen um jeden Preis vermeiden. Also wird uns nichts anderes übrig bleiben, als den angeschlagenen Ländern finanziell unter die Arme zu greifen. Ob man diese Hilfen dann als Rettungsschirm oder Eurobonds bezeichnet, ist wohl entbehrlicher als Blitzeis auf der Autobahn.