Damoklesschwert Schuldenkrise: Herausforderungen für das Kapitanlanlage- und Risikomanagement
Die Hypothekenkrise in den USA brachte den Stein ins Rollen. Nach dem Kollaps von Lehman wankte das weltweite Finanzsystem nicht nur aus der Sicht einer Unternehmensberatung bedenklich und konnte nur durch massive Stützungen der (Industrie-) Staaten stabilisiert werden. Parallel musste der Realwirtschaft ebenfalls durch Eingriffe geholfen werden. So wurde alleine 2009 in Deutschland ein Konjunkturpaket von 50 Mrd. € beschlossen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch was passiert, wenn Staaten Ihre Schulden selber nicht mehr bedienen können? Ein solches Szenario steht kurz bevor – doch welche Institution soll dann noch in der Lage sein, Risse im internationalen Finanzsystem zu kitten?
Wenn Staaten wanken, werden diese vermeintlich von den Notenbanken am Leben gehalten. Zumindest scheint dies die vorläufige Antwort zu sein. So weist die Bilanz der Fed in den letzten Jahren ein fast exponentielles Wachstum auf. Es wird, vereinfachend ausgedrückt, von der Notenbank Geld gedruckt, um die Schulden der Staaten zu bezahlen. Dabei werden die enormen Risiken, die dieses Vorgehen birgt, allerdings nur unzureichend diskutiert. Zum Beispiel führt eine solche Ausweitung der Liquidität zu einem rapiden Kaufkraftverlust der betroffenen Währung, wie der rasante Anstieg des Goldpreises zeigt (vgl. Abbildung 1).
Analog gelten die Aussagen für die wirtschaftlich sehr heterogene und politisch unorganisierte Eurozone. Dort wird aktuell versucht mit zusätzlicher Liquidität die Finanzmärkte zu beruhigen. Ein Irrglaube, denn die Bereitstellung zusätzlicher Geldmittel bringt schon lange nicht mehr den gewünschten Effekt. Zusätzlich liefen die Staatsverschuldung und das private Geldvermögen in den letzten Monaten stark auseinander. Abbildung 2 zeigt, dass in den letzten Jahren diese beiden Größen nahezu parallel verliefen. Dies ist auch einleuchtend – werden vom Staat Schulden gemacht, fließen diese zu einem Großteil über Renten, Sozialleistungen oder Gehälter der Staatsbediensteten wieder in die Tasche von Privathaushalten.
In den letzten Monaten werden aber zusätzlich Gelder für verschuldete Staaten oder zur Rettung von Banken ausgegeben. Dies erklärt das starke Auseinanderlaufen der Kurven. Scheinbar herrscht in Deutschland (und den anderen Eurostaaten) der Irrglaube vor, dass die Schuldenkrise mit immer neuen Bürgschaften und der Bereitstellung von weiterer Liquidität gelöst werden kann. Jedoch ist dieses Vorgehen ein Teufelskreis, da sich die Gelder letztendlich in der Bilanz der Notenbank oder auf dem Schuldenkonto von noch solventen Staaten wiederfinden. Nüchtern betrachtet werden also Schulden mit neuen Schulden bekämpft, denen keine realen Werte gegenüberstehen.
Diese Auswirkungen zeigen sich auch den Finanzmärkten. Früher bestand zwischen Aktien- und Rentenindizes eine positive Korrelation, die aber heutzutage durchweg negativ ist. Seinerzeit wurden also sinkende Zinsen und zusätzliche Liquidität als positives Signal für die Wirtschaft aufgefasst- eine Ansicht, die heute nur noch als obsolet bezeichnet werden kann. Aktuell gibt es ohnehin eine Schwemme an Liquidität, so dass sinkende Zinsen vor allem mit zusätzlicher Verunsicherung der Märkte einhergehen. Parallel zu dieser Entwicklung sind die Korrelationen zwischen verschiedenen Aktien- und Rohstoffindizes in den letzten Jahren stark gestiegen (vgl. Abbildung 3).
Neben den Korrelationen (Abhängigkeiten der Wertpapiere) zeigen auch die Volatilitäten (Schwankungen der Wertpapiere) der letzten Jahre immer stärkere und häufigere Schwankungen. Langfristige Aussagen zu treffen wird immer schwieriger und die klassische „buy and hold“-Strategie scheint ausgedient zu haben. Erschwerende Umstände für die Geldanlage – und davon noch nicht genug. Hinzu kommt eine ausgeprägte Niedrigzinsphase, so dass festverzinsliche Geldanlagen aktuell kaum Erträge bringen. Letztlich schwebt über der gesamten Kapitalanlage das Damoklesschwert der Über- und Entschuldung – momentan ohne Aussicht auf eine schnelle Lösung.
Diese Beobachtungen machen zwei Gefahren deutlich, die aktuell an den Kapitalmärkten bestehen. Zunächst wird die Vernetzung der Kapitalmärkte immer größer. Gerät also eine Anlageklasse unter Druck, wirkt sich das stark auf die anderen aus. Dadurch wird es erheblich erschwert, eine Risikostreuung zu erzielen und eine Investition in Aktien oder Rohstoffe ist hochriskant. Weiterhin ist zu befürchten, dass Geldwerte auch in Zukunft an Kaufkraft verlieren. Selbst die aktuelle Inflation frisst schon die Rendite an den Geldmärkten auf. Und dabei ist ein Entschuldungs-Szenario noch nicht einmal eingepreist. So könnten auch eine rapide anwachsende Inflation oder sogar Schuldenschnitte einzelner Staaten drohen. Dies stellt eine reale und ernstzunehmende Gefahr für das Ersparte dar.
Doch was tun? Diese Frage ist sicherlich schwierig zu beantworten, dennoch gibt es verschiedene Faustregeln, die wichtige Leitplanken für die Kapitalanlage darstellen können. Einerseits ist es wichtig, Risiken für die eigenen Anlagen zu identifizieren – seien es potenzielle Kursverluste oder die mögliche Geldentwertung. Eine umfassende Analyse der Positionen ist unerlässlich.
Andererseits muss das Vermögen breit diversifiziert werden, so dass eine Absicherung gegen möglichst viele Szenarien erreicht werden kann. Dabei kann eine professionelle Portfoliooptimierung einer Unternehmensberatung weiterhelfen. Eine Diversifikation innerhalb einer Anlageklasse (z.B. innerhalb von Aktien) reicht jedenfalls bei weitem nicht aus. Auf jeden Fall sollte auf ein gesundes Verhältnis zwischen Sach- und Geldwerten geachtet werden.
Neben diesen Faustregeln muss sich jeder Anleger bewusst werden, welches Risiko er einzugehen bereit ist und die Entwicklung der Anlagen regelmäßig kontrollieren. Beispielsweise helfen Stop-Loss-Limite große und unkontrollierte Verluste zu vermeiden. Eine einfache Kategorisierung der Anleger in Risikoklassen, wie es in vielen Beratungsprozessen der Fall ist, reicht hier nicht mehr aus. Vielmehr muss die spezifische Situation des Anlegers erfasst werden. Daraus lassen sich das Risikoprofil und Ungleichgewichte innerhalb des Vermögens ableiten, welche die Grundlagen einer fundierten Kapitalanlage bilden.
Die Stop-Loss-Limite sind schon seit 1995 IT-technisch automatisiert worden. Welcher professionelle Anleger macht das bitte noch per Hand und gar nicht? Ich bin absolut kein Experte, aber schon damals hieß es:
Bitte keine neuronalen Netze für Aktienkurse verwenden, weil das ist ein System mit Tausend kleinen Zahnrädchen und unterschiedlichen Gewichtungen und die Stop-Loss-Limit Methode hat sich, die letzte Zeit bewährt. Seit dem es den Aktienmarkt gibt, hätte sich dieses System rückgerechnet ausgezahlt (selbst mit der Weltwirtschaftskrise der 1930 Jahre).
Aber Achtung: Man kann keine Aussage über die Zukunft treffen, es kann sein, dass sich Aktien auch irgendwann einmal nicht mehr rentieren und dann nützt die Stop-Loss-Limit Methode auch nichts mehr, wenn nur noch Seitwärtsbewegungen oder ein über sehr langen Zeitraum nie mehr die erste Anfangsuntergrenze überschritten wurde.