Berlin – Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte, sind die Verbraucherpreise im Jahr 2010 um 1,1 Prozent im Schnitt gestiegen. Dabei legten vor allem die Energiekosten teils dramatisch zu. So wurde leichtes Heizöl seit Januar 2010 um etwa 23 Prozent zu. Auch Benzin und Dieselkraftstoff wurde im ca. 10 Prozent seit Jahresfrist teuerer. Auch Obst und Gemüse legten in 2010 deutliche Preissprünge hin.
Im Vergleich zur Teuerungsrate von 2009 mit 0,4 Prozent verdreifachte sich die Inflationsrate damit fast. Insgesamt sind die Preise seit der Wiedervereinigung zwar moderat um durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr angestiegen, aber viele Experten erwarten in 2011 eine Trendwende. So ist im Dezember der Verbraucherpreisindex deutlich gegenüber November 2010 um 1,0 Prozent gestiegen.
Im November 2010 stiegen die Preise um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat an. Zuletzt wurde im Oktober 2008 mit 2,4 Prozent eine höhere Teuerung gemessen. Besonders herausstechend auch hier wieder die Energiepreise. So musste leichtes Heizöl im November zu 19 Prozent höheren Kosten bezogen werden und für Kraftstoffe mussten die Bundesbürger 7 Prozent mehr berappen. Ganz ähnlich das Bild bei Nahrungsmitteln. Diese legten im Herbst 2010 um 3,4 Prozent zu. Vor allem Gemüse und Obst verteuerten sich um 12,8 bzw. 10 Prozent.
Die große Frage lautet nun, wie die Inflationsrate sich 2011 entwickeln wird. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute sehen hier eine Preisniveausteigerung zwischen 1,5 und 2 Prozent. Bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung werden Unternehmen wohl in der Lage sein, ihre höheren Kosten auch auf die Preise umzulegen. Die höheren Kosten ergeben sich vor allem aus möglichen Lohnerhöhungen und ein deutliches Anziehen der Rohstoffpreise auf den Weltmärkten. So hat bereits der Deutsche Beamtenbund eine Lohnerhöhung von 3 Prozent gefordert. Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hatte sich dieser Tarifforderung für den öffentlichen Dienst angeschlossen.
Zudem steigen die Strompreise ab kommendem Jahr 2011 deutlich an. Etwa 550 Stromanbieter wollen die Preise im Schnitt um 7 Prozent aufstocken und begründen dies mit der Erhöhung der EEG-Umlage von 2,05 auf 3,53 Cent pro Kilowattstunde. Für gesetzlich Versicherte erhöht sich der Beitragssatz von 14,9 auf 15,5 Prozent. Zudem können die Krankenkassen Zusatzbeiträge einkassieren. Auch die Luftverkehrsabgabe, Flugticketsteuer genannt, und die Preise für Zigaretten ziehen um 4 bis 8 Cent pro Packung mit 19 Zigaretten an.
Fraglich ist, ob die Europäische Zentralbank (EZB) auf die Inflationserhöhung reagieren wird. Einerseits möchte die EZB die Inflationsrate unter der Grenze von 2 Prozent halten, darf aber nicht riskieren, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Umso schwerer auch die Entscheidung, da besonders die südlichen Länder wie Portugal, Griechenland, Spanien und Italien schwer unter der Euro-Krise leiden.
Experten gehen davon aus, dass der Reallohn dennoch nicht steigen wird, wenngleich Lohnerhöhungen aufgrund der guten Konjunktur wahrscheinlich sind. Ob eine Konjunkturdividende auch für die Beschäftigten außerhalb der Exportwirtschaft herausspringt, ist ebenfalls fraglich. Problematisch ist trotz des guten Weihnachtsgeschäfts immer noch die Binnennachfrage.Nur wenn der Konsum deutlich anzieht, wären auch im Handel und bei Dienstleistungen deutliche Zuwächse in der Lohntüte zu erwarten.
Zwar hat die deutsche Wirtschaft eine Erhöhung des Bruttoinlandsproduktes von 3,7 Prozent zu verzeichnen, aber schon 2011 wird dieser Wert um gut ein Prozent sinken. Entscheidend ist, welche Entwicklung die Rohstoffpreise am Weltmarkt aufweisen und wie schnell die Währungkrise des Euro gemeistert werden kann.