Nun ist geschehen, was viele längst erwartet hatten. Der Troisdorfer Energieanbieter Teldafax hat seinen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bonn eingereicht. Nach zahlreichen Kündigungen durch lokale Grundversorger hatte das Unternehmen von seinen einst 700.000 Kunden bereits Tausende verloren. Diese Kunden wurden wegen angeblich ausstehender Zahlungen durch Teldafax an die Grundversorger wieder von den örtlichen Versorgern mit Strom und Gas beliefert – zu meist deutlich höheren Preisen.
Auch in Sachen Service machte Teldafax negative Schlagzeilen. So erhielten Kunden bevor sie ein Begrüßungsschreiben erhielten zuerst ein Mahnschreiben des Energielieferanten. Auch Kunden, die bereits wieder in der Grundversorgung waren und gekündigt hatten, erhielten nochMahnungen von Teldafax. Viele Kunden beschwerten sich bei Teldafax, nicht selten erhielten sie jedoch keine Rückmeldung auf ihre Post oder berichteten, dass es kaum möglich war, die Servicemitarbeiter über die Hotline zu erreichen.
Wie der Sprecher des Insolvenzverwalters, Wolfgang Weber-Thedy bekannt gab, soll Teldafax trotz Insolvenz nun erhalten bleiben. Auch bestehe für die Kunden nicht die Möglichkeit, die Verträge mit TelDaFax aufgrund der Insolvenz fristlos zu kündigen, sofern Teldafax noch liefere. Vielen Kunden ist das jedoch längst egal, da sie wieder vom Grundversorger beliefert werden und von einer geleisteten Vorauskasse wohlmöglich nicht mehr viel zurückerhalten dürften, so die Erwartung von Insolvenzexperten.
Es ist also kein Wunder, das viele ehemaligen und aktuellen Kunden verzweifelt und ratlos auf die Insolvenznachricht reagierten. Aus zahlreichen Leserbriefe geht hervor, dass sich die Wut auch gegen Aufsichtsbehörden richtet. „Wo ist denn in einem solche Falle die Bundesnetzagentur“, so Jens Holdermann*, der 600 Euro an Vorauskasse für seinen Stromlieferungsvertrag geleistet hat.
Auch mit den Ermittlungsbehörden gehen einige Betroffene hart ins Gericht. Viele Leser fragen sich, ob hier nicht gegen die Verantwortlichen wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung hätte ermittelt werden müssen. Daran schließt sich die Frage der Verbraucher an, was denn die Staatsanwaltschaft konkret unternommen habe.
Besonders wütend sind viele Verbraucher auch auf die Vergleichsportale im Internet. „Dadurch bin ich erst auf den Laden reingefallen, weil ich solch einem Vergleichsportal vor wenigen Monaten noch vertraute“, so Kurt Zimmer*, der davon ausgeht, sein vorgestrecktes Geld nie wieder zu sehen. Viele fragen sich, warum Teldafax noch Ende des letzten Jahres in den Platzierungen weit oben vorzufinden war, obwohl bereits viele Kundenbeschwerden über das Unternehmen vorlagen.
Auch auf die Verbraucherzentralen sind viele Kunden ganz schlecht zu sprechen. „Jetzt überschlagen sie sich mit Warnungen vor Vorkasse – vor wenigen Monaten habe ich davon bei meinen Recherchen im Internet nichts gefunden“, so eine anonyme Leserin aus Bochum. Gerade die Vorkasse ist es nun, die den Kunden zum Verhängnis wird. Doch ist diese wirklich so schlecht?
Unternehmensberater warnen eindringlich davor, die Vorauskasse zu verteufeln. Dadurch, dass die Unternehmen die ausstehenden Rechnungsbeträge bereits vor Lieferung der Waren und Dienstleistungen einnehmen, sparen sie erhebliche Kosten im Mahnwesen und können diesen Kostenvorteil unmittelbar an die Kunden weitergeben. Zudem können die Gelder verzinst werden, was einen weiteren Preisvorteil bietet. „Was die Verbraucherzentralen nun teilweise machen, indem sie vor Vorauskasse warnen, ist schlichtweg unprofessionell und schadet auch den Kunden“, so ein Experte einer Berliner Unternehmensberatung. „Nicht die Vorauskasse ist schlecht, sondern das Geschäftsmodell dahinter“.
Doch wie soll ein Kunde, gleich ob Unternehmen oder Verbraucher sich nun in Zukunft verhalten? Nur noch Firmen ohen Vorauskasse wählen? Oder gleich beim örtliche Versorger bleiben und zähneknirschend in Kauf nehmen, dass man deutlich mehr bezahlt?
Wir fassen die besten Tipps zusammen:
1. Recherchieren Sie auf vielen Internetportalen.
Bevor Sie wechseln und sich für einen Anbieter entscheiden, vergleichen Sie die Angebote auch über mehrere Internetportale hinweg und achten Sie auch auf Kundenmeinungen. Selbst wenn dort natürlich keine repräsentativen Ansichten wiedergegeben werden, hat man dennoch wenigstens einen Anhaltspunkt über die Seriosität und den Service eines Unternehmens. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, wie der Service von Bestandskunden beurteilt wird.
2. Vorsicht bei Vorauskasse, aber nicht generell Vorkasse verteufeln.
Vorkasse ist mit einem höheren Risiko behaftet, aber wie man es von Online-Shops gewohnt ist, ist die Vorkasse durchaus gängige Vertragsform. Achten Sie darauf, dass ein Unternehmen, das mit Vorkasse arbeitet stabile und nicht extrem günstige Preise anbietet. Informieren Sie sich bei Beratungsstellen wie den Verbraucherzentralen oder in Fachzeitschriften über die Marktlage und die Unternehmen.
3. Nicht auf Werbung hereinfallen.
Selbst der bekannteste und beliebteste Werbeträger garantiert nicht, dass ein Unternehmen nicht insolvent werden kann. Vertrauen Sie diesen Werbebotschaften nicht uneingeschränkt und entwickeln Sie eine gesunde Portion Mißtrauen.
4. Vergleichen Sie in Ruhe und lassen Sie sich nicht drängen.
Ein Stromanbieterwechsel bedarf Zeit. Auch wenn es mühselig ist, prüfen Sie alle Informationen umfassend, besonders wenn Sie beabsichtigen, über Vorkasse einen Vertrag abzuschließen. Auch wenn Sie in einem bestehenden Vertrag mit Vorkasse sind: Alles nochmals genau unter die Lupe nehmen.
*Name geändert