Die Börsen dieser Welt sind in aller Munde. Neben schweren Abstürzen von Unternehmenskursen beeindrucken die Anleger auch immer wieder starke Zugewinne, die Unternehmen praktisch schlagartig in ihrem Wert sogar vervielfachen können. Abseits dieses Hin und Hers ist es für die Unternehmenseigner eine spannende Frage, ob und vor allem wie man ein Unternehmen an einer Börse platzieren kann, wie man also in die Rechtsform der Aktiengesellschaft wechseln kann. Das Beispiel Facebook zeigt deutlich, dass es selbst für große Unternehmen mit über 845 Millionen Nutzern und Nettogewinnen von über einer Milliarde Dollar sinnvoll sein kann, jahrelang gerade nicht als Aktiengesellschaft zu firmieren. Doch was löst den Wandel aus? Warum und wann sollte ein Unternehmeneigner wirklich darüber nachdenken, seinen Betrieb in Richtung Börse zu führen?
Einer der zentralsten Gründe ist die Beschaffung von Liquidität, aber eben nicht in Form von Fremdkapital wie das bei der Kreditaufnahme der Fall ist. Gibt man Aktien aus, so werden die Aktionäre Eigenkapitalgeber, sozusagen Mitgesellschafter des Unternehmens. Damit verbunden ist für diese neben dem Risiko auch die Chance auf einen opulenten Gewinn, sofern das Unternehmen prosperiert. Geht es dem Unternehmen jedoch schlecht, ist im schlimmsten Fall das Geld weg – anders als bei einem Kredit besteht von Seiten des Unternehmens an seine Anteilseigner kein Schuldverhältnis im klassischen Sinne. Die Aktionäre sind also keine Gläubiger, was durchaus rechtlich nicht unerheblich ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage, ob das Unternehmen denn überhaupt in der Lage wäre, ausreichend Kapital an einer Börse zu generieren. Daran sind schon viele mittelständische Unternehmen etwa kläglich gescheitert. Genauso entscheidend ist die Untersuchung des Unternehmens auf seine Börsentauglichkeit. Die Börsenreife zeigt sich meist in dem Vergleich der unternehmensspezifischen Daten mit solche Daten, die von Wettbewerbern, der Branchen oder Produktgruppen stammen. Genauso wichtig ist die Betrachtung des aktuellen Börsenumfeldes. Stehen die Zeichen auf Sturm, so werden viele Anleger tendenziell eher darauf verzichten, mit Aktien zu spekulieren. Allgemein kann jedoch festgehalten werden, dass der Börsenstart umso erfolgversprechender ist, je vitaler das Unternehmen in Bezug auf seine Mitarbeiterstruktur, seine Innovationsfähigkeit und seine Ertragslage ist.
Um einen Börsenstart vorzubereiten, sollte in jedem Fall die Hilfe einer Unternehmensberatung genutzt werden. Denn die Vorbereitung eines Börsenstarts ist eine kostspielie und meist langwierige Geschichte, die nicht selten mehr als ein Jahr Vorlaufzeit in Anspruch nimmt. Dabei sind komplexe Fragen wie die Auswahl der für die Aktienausgabe verantwortlichen Emissionsbanken und die Wahl der Investorenstruktur sehr bedeutsam. Neben den eigenen Mitarbeitern kommen etwa Kunden, Kleinanleger, Investmentfonds und sogar Staatsfonds in Frage. Auch der Emissionspreis und der Umfang der Aktien will geplant werden, dann die Zeichnung und jeweilige Zuteilung der Aktien zu den Anlegern und schließlich das Listing und Settlement an ein oder mehreren Börsen. Dahinter steckt viel Know-How, was praktisch nur von einer erfahrenen Unternehmensberatung oder Anwaltskanzlei geleistet werden kann.
Eines ist auf jeden Fall entscheidend: Die Börse ist kein Allheilmittel. Sind strukturelle Defizite in einem Unternehmen vorhanden, plagt sich der Betrieb mit strategischen Problemen und hat vielleicht sogar gewissen entscheidende Entwicklungen in seinem Segment verschlafen, so hilft auch der Börsengang nicht wirklich weiter. Nur gesunde Unternehmen können langfristig überlegen und sich auch nur dann mit Kapital von Investoren versorgen.