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Was ist eigentlich Inflation?

Kaum ein anderes Thema hat die Deutschen in den vergangenen Monaten so sehr beschäftigt wie die Schuldenkrise und die Stabilitätsrisiken innerhalb der Euro-Zone. Obwohl die deutsche Konjunktur nach wie vor stabil ist und die Binnennachfrage ebenfalls ungewöhnlich konsequente Züge an den Tag legt, sorgen sich viele Menschen vor einer negativen Entwicklung bei den Preisen. Wie das Statistische Bundesamt verkündete, sind die Verbraucherpreise im April 2012 um 2,1 Prozent gestiegen und lagen damit seit 15 Monaten über der magischen 2-Prozent-Hürde. Wie „Welt-Online“ zudem berichtet, hält Bundesbank-Präsident Weidmann eine höhere Inflationsrate sogar für „verkraftbar“.

Doch was versteht man eigentlich unter „Inflation“ und ist diese für Konsumenten und Unternehmen wirklich „gefährlich“?

Generell bezeichnet Inflation einen Prozess von Preisniveausteigerungen, welche über einen gewissen Zeitraum anhalten müssen. Der Umstand, dass es zu kurzfristigen Preisvolantilitäten kommt (was gerade beim Rohöl ja tagtäglich beobachtet werden kann) hat also nicht unmittelbar etwas mit der Teuerungsrate zu tun. Auch ist es nicht ausschlaggend, wenn einige Branchen ihre Preise erhöhen. Entscheidend ist der sogenannte „Warenkorb“, den das statistische Bundesamt kontinuierlich an das durchschnittliche Kaufverhalten der Konsumenten und bei Investitionsgüter der Unternehmen anpasst. Um diesen Warenkorb gibt es allerdings immer wieder zähe Diskussionen die zeigen, dass die Festlegung der einzelnen Produkte und Dienstleistungen sowie deren Gewichtung mehr als schwierig ist.

Welche Risiken und Kosten entstehen nun den Unternehmen, dem Management und den Haushalten durch Inflation? Man unterscheidet hier nach dem Grad der Vorausschau der Teuerungsrate.

Bei der korrekt antizipierten Inflation sind die Kosten hauptsächlich durch sogenannte Transaktionskosten gegeben. Dahinter verbergen sich Umschichtungen in den Vermögen der Wirtschaftssubjekte. Während Gewinneinkünfte durchaus von den Preisniveausteigerungen profitieren können, kann es für Lohn- und Gehaltsempfänger sogar nachteilig sein. Dieser Umstand wird gerade durch Maßnahmen des Consulting und der Unternehmensberatung immer wieder den Führungskräften von Betrieben vermittelt.

Was versteht man eigentlich unter Inflation

Durch die Umschichtung von Vermögen entstehen die „Schuhsohlen-Kosten“, also Aufwand der daraus resultiert, dass Gelder zwischen einzelnen Finanzmarktangeboten verschoben werden müssen. Diese Kosten sind jedoch mittlerweile sehr gering geworden. Auch die „Menükosten“, welche sich aus Aufwendungen durch die Änderung inflationsbedingter Preise und Löhne ergeben, oder die durch Indexierung anfallen, sind Kosten, die unmittelbar auf die Inflation zurückzuführen sind.

Problematischer sind die nicht korrekt antizipierten Inflationskosten. Einerseits entstehen hier Scheingewinne aus dem Umstand, dass die Bewertung von Produkten und Dienstleistungen teils drastisch von den Anschaffungspreisen abweichen kann. Gerade im Controlling ist diesem Umstand Rechnung zu tragen, da sonst ein verzerrtes Geschäftstätigkeitsbild entstehen kann. Genauso schwierig ist die Tatsache zu bewerten, dass durch die Unsicherheit bezüglich der Inflationsrate die Bevölkerung möglicherweise ihr Konsumverhalten dahingehend ändert, dass die Konsumlaune sich eintrübt. Die Folge ist eine stagnierende Wirtschaft bis hin zum einbrechenden Wirtschaftswachstum, was in Arbeitslosigkeit und höheren sozialen Kosten münden kann.

Für Unternehmen und das Management von Unternehmen stellen sich damit auch zahlreiche weitere Probleme. Einerseits ist es deutlich schwieriger, den längerfristigen Investititionsbedarf an Betriebsmitteln und Gebäuden zu bestimmen. Durch die volantile Preisniveauentwicklung können schlechter Aussagen über den Bedarf und den Absatz der Produkte und Dienstleistungen getätigt werden. Dies hat meist auch negative Konsequenzen für Innovationen und Forschung. Zudem ist es komplexer einzuschätzen, welche Folgen sich aus der Inflation und der konstanten staatlichen Förderung ergeben. Nur wenn staatliche Fördermaßnahmen, Subventionen und Steuervorteile auch mit der Teuerungsrate Schritt halten, entwickeln sie nach wie vor den gleichen Wert für ein Unternehmen. Daneben steht die Führungsebene meist vor der Herausforderung, die Personalplanung kurzfristiger durchzuführen, um flexibler auf mögliche Änderungen reagieren zu können. Auch bei der Materialwirtschaft, in der Logistik und der Verwaltung ergeben sich häufig Anpassungserfordernisse, die nicht zu unterschätzen sind, will ein Unternehmen mittel- und langfristig höhere Inflationsphasen erfolgreich meistern.

Warum könnte man nun sagen gibt es sie eigentlich, die Inflation? Angesichts der eingangs erwähnten Schuldenlast der EU-Staaten erklärt sich diese Frage fast von selbst: Durch die Inflation nehmen die realen Schulden ab, was jedem Staat einen höheren Handlungsspielraum gewährt. Kein Wunder also, dass Politiker hier hin- und hergerissen sind.

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