Vorteile und Nachteile des Gesundheitswesens der Schweiz
Die oben beschriebenen Merkmale des Gesundheitswesens der Schweiz sind wesentlich durch das 1996 in Kraft getretene neue Gesetz über die Krankenversicherung begründet worden. Ziel dieser Gesetzesreform ist die Eindämmung der Risikoselektion, die Erhöhung des Leistungsniveaus und eine Kostenreduktion. Der bewusstere Umgang mit den Leistungen soll durch wählbare Franchisen und Zuzahlungen bei den Versicherten erreicht werden, was zu Beitragssenkungen führen soll (vgl. Greß/Kocher/Wasem 2004, S.60ff). Gleichzeitig wurden neue Versorgungsformen, sog. Managed Care Formen, entwickelt, bei denen z.B. der Versicherte einen Prämiennachlass erhält, wenn er auf das Recht auf die freie Auswahl der Leistungserbringer verzichtet. Man erhofft sich eine effizienz- und qualitätssteigernde Wirkung bei gleichzeitiger Kostenreduktion (vgl. Mühlbauer et.al. 2004, S.55f und Kocher/Oggier 2004, S.173ff).
Bislang nehmen jedoch nur ca.6% der Bevölkerung solche Managed Care Produkte in Anspruch, was allerdings wohl vornehmlich am bislang nicht flächendeckenden Angebot liegt (vgl. Kocher/Oggier 2004, S.177). Die Kostenvorteile liegen bei Hausarztnetzen zwischen 10% und 20%, bei Gruppenpraxen zwischen 15% und 20% (vgl. Greß/Kocher/Wasem 2004, S.64).
Durch die Wahlfreiheit des Versicherten bezüglich einer sozialen Krankenkasse sollte vermehrt der Wettbewerb unter den Versicherern gefördert werden, was jedoch bislang durch einen geringen Wechselanteil kaum erreicht wurde (vgl. Greß/Kocher/Wasem 2004, S.63).
Durch die Versicherungspflicht, Beitragssubventionen für Einkommensschwache, einen einheitlichen und recht umfassenden Leistungskatalog sowie den Risikoausgleich hat das Gesundheitswesen den Solidaritätscharakter nicht verloren. Die zeitliche Beschränkung des Risikoausgleichs sowie die bislang nur enthaltenen beiden Ausgleichsparameter erscheinen jedoch wenig zielführend. Die Gesundheitsausgaben haben sich auch sehr unzureichend entwickelt. Sie stiegen von 1996 bis 1999 um 3,1% im jährlichen Durchschnitt, was das Wachstum des BIP übertraf. Vor allem die Kostenbeteiligung der privaten Haushalte stieg mit jährlich 9,3% stark an (vgl. Greß/Kocher/Wasem 2004, S.65-67).